Balkan-Tour

Österreich – Slowenien – Kroatien – Bosnien Herzegovina – Montenegro – Albanien

balkantour_uebersicht_2016

6 Monate lang, jedes Wochenende und viele Abende haben wir am Ausbau unserer Maggy gearbeitet. Nach 2 Testwochenenden und noch einigen Verbesserungsarbeiten geht es endlich los. Die erste Reise soll nach Albanien gehen, das gelobte Land aller Allradfahrer und Abenteuerlustigen, die auf freies Campen und ursprüngliche Natur stehen. Wir sind gespannt wie wir diese „andere Art zu Reisen“ aufnehmen. Nach 22 Jahren Surfurlauben und der Suche nach der perfekten Welle haben wir gar kein Ziel vor Augen, ja wir sind eher skeptisch. Was machen wir überhaupt in den Balkanstaaten? Wir verstehen die Sprache nicht, kennen weder die Gewohnheiten noch die Mentalität. Vorsichtshalber nehmen wir ein Bilder-Sprachbuch, die Angeln und 2 aufblasbare Kanus mit, ein Fernglas, Land- und Offroadkarten, Bergschuhe, Kletterzeug, ein paar Lebensmittel und Badesachen.

Am 12.8. geht es los, in einer Woche wollen wir nach Albanien reisen – über Österreich, den Fernpass – Karawankentunnel nach Slowenien. Das erste Ziel ist an der Kolpa, Kamp Podzemelj ob Kolpi (http://www.kamp-podzemelj.si), wir überraschen dort unsere Freunde Anja, Michi, Theo und Leni und bleiben länger als geplant. Es ist einfach zu schön beim Angeln, Kanu fahren, Seilschwingen, klettern und einfach gemeinsam viel Spaß haben. Der Vorteil an unserer Art zu Reisen ist, dass man unabhängig und ohne festgelegten Plan reisen kann, dennoch fällt der Abschied von alten Freunden und netten Urlaubsbekanntschaften immer wieder schwer.

Slowenien ist wirklich sehr schön, die Landschaft mit seinen vielen Flüssen und unberührter Natur. Viele sehenswerte Orte und Naturparks lassen wir links liegen, es geht weiter durch Kroatien, nach Bosnien an die Una. Einer der vielen Tipps die wir von Freunden und Bekannten erhalten haben. Meist landen wir dann an abgelegenen Plätzen auf die man selbst nur durch Zufall stoßen würde. Jedes Mal steigt die Spannung ins unermessliche wo wir diesmal landen werden. Im Kamp Una (http://www.unacamping.de) werden wir von einem großgewachsenen, blonden, braungebrannten Mann empfangen. Er spricht uns auf Bosnisch an „dobredan“ und irgendwelche unverständlichen Phrasen. Wir sind wortwörtlich „sprachlos“ – es ist unangenehm so gar nichts zu verstehen und lediglich das „dobredan“ für guten Tag zu wiederholen und freundlich zu lächeln mit einem großen Fragezeichen über dem Kopf. Es stellt sich aber schnell heraus dass wir von dem netten Besitzer des Kamp Una auf den Arm genommen worden sind, er lebt eigentlich in Berlin und spricht perfekt deutsch. Er hatte den Auftrag uns in seiner Landessprache zu begrüßen und eiskalt erwischt. Im Hintergrund lachen sich unsere Offroad-Kollegen Jürgen mit seiner Tochter Franziska, Emil und Conny bereits kaputt. Die Kinder springen vom Floß ins eiskalte Wasser, angeln und sind happy. Wir verbringen dort einen netten Fleischbällchen-Abend, tauschen uns über Reisen und Erfahrungen bei in paar Raki aus und genießen das Leben. Tags drauf fährt jeder an sein nächstes Ziel, die Reise geht weiter

Wir brechen bald auf, am Nachmittag soll es regnen und wir wollen eine größere Strecke bewältigen. Eine schöne Tour mit tollen, weiten Wiesenlandschaften, Wasserfällen und netten Begegnungen.

In Sarajevo gibt es 2 Campingplätze, einer davon ist zu klein für unsere 8 Meter lange Maggy, der Andere ist bei strömendem Regen mitten in der Nacht nicht auffindbar. Das „lieben wir“ am Abenteuerreisen – Extremsituationen, die einen in den Wahnsinn treiben. Der Regen hört langsam auf, dafür wird die Sicht durch geschätzte 500 Mücken auf unserer Windschutzscheibe getrübt. Es wäre doch so einfach gewesen einen Flug zu buchen und relaxed Urlaub zu machen. Am Straßenrand entdecken wir die Rettung – Sarajevo-Camping (http://camping-sarajevo.com) – durch die tiefe Nacht finden wir auf den gut beschilderten, erst zwei Monate alten 3. Campingplatz. Wir kommen an wie Maria und Josef in Nazareth und bekommen von dem netten Besitzer gleich 2 selbstgebrannte Schnäpse und Cola angeboten. Die Lage ist wieder unter Kontrolle.

Am nächsten Tag werden wir vom Besitzer nach Sarajevo gebracht, mit einem Restaurant-Tipp und einer kurzen City-Einweisung verbringen wir einen perfekten Tag in der geschichtsträchtigen Stadt. Man sieht immer noch die Spuren des Krieges, ist aber auch vom abendländischen Flair und den Menschen begeistert. Die Stadt ist so nah und doch so anders. Am Nachmittag besichtigen wir den Tunnel, der im Krieg von 1992-95 (https://de.wikipedia.org/wiki/Bosnienkrieg) vielen Menschen zur Flucht aus der eingekesselten Stadt verholfen hat. Der von der UN gehaltene Flughafen war der einzige Ort um aus dem Land zu kommen.

Nächster Stopp – Montenegro. Der Grenzübergang lässt uns schon ahnen, dass es bald spannend wird. Die Straßen werden immer enger und schlängeln sich durch die schroffer werdende Landschaft. Eine schmale Brücke direkt nach der Grenze eröffnet den Weg an der türkis-blauen Druna entlang.

Die Straße am Fluss führt uns durch atemberaubende, tiefe Schluchten und unbeleuchtete Felstunnel bis zur Abzweigung scharf links in Richtung Durmitor Nationalpark.

Die Straße windet sich noch einmal höher, bis wir das Hochplateau auf 1700 m erreichen. Wir sind noch nie so eine atemberaubende Passstraße gefahren und das war noch nicht alles was uns an diesem Tag beeindrucken sollte. Nach einer Mittagspause im Dorf Trsa – geht es gestärkt weiter.


Die Landschaft könnte auch in Russland, Nepal oder Südamerika sein. Schafe, Esel, Ziegen, Rinder und Pferde laufen über die Straße und bewegen sich frei durch die weite, unberührte Natur. Ab und zu ein Hirte, der den Weg kreuzt, neugierige Blicke und einsame Bergdörfer, Häuser, deren Dächer bis zum Boden reichen und kleine Dachas, die Unterkunft für Wanderer, Biker und Reiselustige bieten. Maggy kletter fleißig höher und höher, bis wir auf fast 2000 m einen Platz zum Schlafen finden. Nach einer kurzen Erkundungstour zwingt uns ein Gewitter in die Kabine und zu einer guten Brotzeit. Die letzten Sonnenstrahlen locken uns noch einmal raus in unseren felsigen Garten, unendliche Weite und ein unbeschreibliches Freiheitsgefühl. Nachts strahlt der Vollmond über das ganze Tal, der nächste Etappe wartet schon.

Am nächsten Morgen – strahlender Sonnenschein. Nach einem Picknick-Frühstück mit Speckeiern, Kaffee und Nutella geht es weiter durch den großen Naturpark bis Zabljak zum ausserhalb gelegenen Camp von Ivan Doe.

Die entgegenkommenden Autos haben schon angekündigt dass es sich hier um einen Tourismusmagneten handeln muss. Hier karren die Busse zum Black Lake, er liegt malerisch schön im Nationalpark und ist leicht zu erreichen, was aber auch heißt, dass wirklich jeder versucht ein bisschen Naturpark zu erhaschen. Am Campingplatz residieren jedoch eher Bergsteiger und Mountainbiker, die es ernst mit den Bergen und ihrer Schönheit meinen. Von dort aus bahnen wir uns den Weg durch den mit Pilzen überfüllten Wald zum See, mieten ein Kanu und lassen uns von den Besucherströmen nicht aus der Ruhe bringen. Am Nachmittag geht es mit Angeln und Taschenmessern auf Beutetour – mit 1kg Schwammerl und ohne Fisch kommen wir zurück. Am Abend spazieren wir in die Stadt, buchen eine Rafting-Tour durch die Tara-Schlucht für den nächsten Tag, gehen einkaufen und in einem der zahlreichen Restaurants essen. Zabljak war schon vor dem Krieg wohl ein beliebtes Ziel zum Skifahren und Wandern. Zahlreiche große und prächtige leerstehende Hotels verfallen einfach. Daneben werden neue Häuser gebaut, die zeigen, dass die Gegend durchaus aufstrebend ist und jede Menge Potenzial zur Vermarktung hat. Viele nette Bars, gute Restaurants und ein großer, gut bestückter Supermarkt werden von Reisenden, vor allem aus den Balkan-Ländern, aber auch Italien und Frankreich, Deutschland und England, besucht.

Die Rafting- und Canioning-Touren werden von zahlreichen Anbietern verkauft und professionell durchgeführt. Mit 45 Euro pro Person ist das die teuerste Investition der ganzen Reise. In 4 Stunden wird man mit zahlreichen anderen Touristen durch die Tara-Schlucht gelotst. Durch das wenige Wasser hält sich die große Wildwasserfahrt etwas in Grenzen, trotzdem haben wir viel Spaß und genießen das türkisblaue, eiskalte Wasser .

Nach unserem halbtägigen Rafting-Trip, einem Bad im Black Lake und einem verregneten Morgen treten wir nach sieben Tagen endlich die letzte Etappe in Richtung Albanien an. Grenze – wir kommen! Einer der vielen Tipps: Tankt noch in Montenegro voll, dort ist es günstiger. Einer der Vorurteile: in Albanien wird Wasser in den Diesel gemischt – mal sehen ob es sich bewahrheitet (Nachtrag: es hat sich nicht bewahrheitet, in Albanien gibt es zahlreiche Tankstellen auf die man sich verlassen kann!). Montenegro ist gepflastert mit Tankstellen, einzig alle Benzinversorger in den letzten Dörfern vor der Grenze haben dicht gemacht. Wir fragen uns durch und werden wieder 3 Dörfer zurückgeschickt. Eine nette Begegnung an der Tanke mit einem Miesbacher Offroad-Truck und einem kleinen Ratsch mit dessen Besitzern lässt den Zeitverlust wieder in Vergessenheit geraten.

Vor lauter Aufregung rammen wir beim Rückwärtsfahren einen Kleinwagen, der nette Besitzer meinte wir sollen weiterfahren, der Wagen ist eh schon in einem recht fragwürdigen Zustand. Wir geben ihm 50 Euro um mit gutem Gewissen das Land zu verlassen. Nach 3 Stunden Fahrzeit (Zabljak – Grenzübergang) sind wir in Albanien angekommen. Die Grenzkontrolle ist sehr entspannt, wir waren nur 3 Fahrzeuge an der Grenze (anders als von vielen beschrieben, sehr freundlich und unkompliziert). Die Passdaten werden mit großer Sorgfalt von Hand eingetragen. Die Einreise nach Albanien wird uns erleichtert als der Zöllner das Stromkabel auf Durchfahrtshöhe unserer Maggy anhebt – wir können passieren. Nach 50 m Teerstraße merken wir unverkennbar – wir sind in Albanien angekommen. 

Erstaunt und amüsiert haben wir gleich hier einen Vorgeschmack erhalten was sich die nächsten 50 km als Albaniens Straßen in Arbeit herausstellen sollte. Wir lassen das Vermosh-Tal rechts liegen und tuckeln mit 20-40 km/h durch die Berge, mit Pausen zwischen 10-45 Min. bedingt durch Bauarbeiten. Das alles finanziert durch die EU – dank der wundervollen Landschaft, die es sich sicherlich lohnt von mehreren Touristen zu bereisen. Nach zwei Stunden wackeln und kurven kommen wir in den geteerten Bereich – eine Wohltat. Mitten in den Bergen finden wir einen schönen, sagenumwobenen Platz zum übernachten. Wir sind von riesigen, steil emporragenden Felswänden umgeben. Der Sturm der Naturgeister lässt unsere Maggy die ganze Nacht wackeln als würden die Zanen, Feenwesen aus der albanischen Mythologie, persönlich daran rütteln. Ein mulmiges Gefühl.

Wir wollen Meer, raus aus den Bergen. Wir sagen den Kühen, Schafen und Feen im Hochland ade. Die nagelneue Straße führt uns in Richtung Shkodra – der weite Blick von oben über den See eröffnet eine neue Landschaft. Das Klima wird mediterraner, wir kommen langsam ins Schwitzen, die Zeit der kühlen Bergluft ist vorbei. Wieder einmal wollen wir Strecke machen und vergessen dass es Mittag ist, wir uns stärken sollten und uns dem Ziel nähern. Eine alte Römerstraße Richtung Küste trug nicht gerade zur Entspannung der hungrigen Lage bei. Auf der ersten Hälfte eine abenteuerliche Herausforderung, in der 2. Hälfte jedoch die Frage/Feststellung „ich bin mir nicht sicher ob ich das so toll finde“. Es war aber doch toll, gerade weil es nicht klar war, ob wir bis zur nächsten Verbindungsstraße kommen und es war auch nicht sicher ob uns die Brücke tragen wird. Der rettende Ort mit Blick über die Küste, einem Restaurant mit hervorragendem Fisch, frischem Brot und Salat macht die letzte Etappe zum Kap Rhodon zu einem Spaziergang.

Zwei Nächte verweilen wir hier am Strand von Kap Rodon, parken nahe eines Feigenbaums unter dem ein Esel wohnt, Sophia und Fiona haben ihre Hunde mit Welpen gefunden, für uns gibt es eine Strandbar mit lecker Fisch. Hier ist wohl ein ganz besonderer Ort, ständig kommen Brautpaare und Fotografen in Porsche oder Oldtimern die unbefestigten Straßen entlanggefahren und machen Fotosessions, ein ungewöhnliches Bild. Die Kirche Shen Antonit aus dem 13. Jahrhundert, die Teil eines Klosters war Verwaltet das Kap, hier wird der Müll entsorgt und alles Sauber gehalten, ein seltenes Bild in Albanien.

Nach dem Frühstück wandern um die Spitze des Kaps und suchen einen windstillen Fleck um zu baden. Am vorderen Ende finden wir eine Burgfestung aus dem 12. Jahrhundert. Die ganze Gegend war zur kommunistischen Zeit Sperrgebiet. Immer wieder wird man auf die Geschichte des Landes aufmerksam gemacht. Einmal durch die Menschen, die sich durchaus bewusst sind, dass sie zwar in einem momentan im Umbau und Aufbau befindlichen Land sind, dem aber das nötige Geld fehlt um den Aufbau selbst zu stemmen. Es werden viele Verbindungsstrassen von der EU finanziert. Alte riesige Gebäude stehen jedoch verlassen in der Landschaft, schöne Villen und Firmengebäude, die einfach aufgegeben wurden weil die nötigen Mittel fehlen oder eine Flucht ins Ausland einfach lebenswerter erschien. Der Tourismus hat noch nicht einzug gehalten, es gibt zwar zahlreiche Ausflugsorte, die wie Schätze gepflegt werden und gerade für die Einheimischen einen großen Wert darstellen. An diesen Orten findet man immer wieder Brautpaare, die auch aus den umliegenden Ländern kommen um hier zu feiern. Der Sinn nach Schönheit und Freiheit ist da, der Sinn für Umweltschutz und Entsorgung muss jedoch noch geschärft werden . Wir beobachten eine Gruppe Jungs, die Partylustig mit ihren Bierflaschen ins Meer springen und diese in hohem Bogen gleich dort entsorgen. Die Leute schmeissen einfach den Müll aus dem Autofenster, lassen selbst den Brautschmuck und die Deko (zur Freude von Sophia und Fiona) einfach liegen – das muss doch nicht sein!

Die Albaner, mit denen wir ins Gespräch kommen sind entweder Exil-Albaner die aus aller Welt kommen um in ihrem Heimatland Urlaub zu machen oder Einheimische, die mit Touristen in Kontakt kommen wollen und sehr bemüht sind ihr Geschäft florieren zu lassen. Sie sind sehr hilfsbereit und sprechen meist gut englisch, von Abzocke oder aufdringlichem Verhalten keine Spur. Bauern, Polizisten, Ladenbesitzer und andere Passanten sind eher neugierig, das liegt aber meist an unserer Maggy, die für jedermann eine Menge Abenteuer und Weltenbummlerei ausstrahlt. So kommt man schnell ins Gespräch auch wenn man manchmal kein Wort versteht.

Wir fühlen uns hier so wohl an unserem historischen Ort mit Esel und Strand, dass wir beschließen noch eine Nach zu bleiben. Am Nachmittag bekommen wir auch noch sehr nette belgische Nachbarn, ein Unimog mit 12 Mann jubelnder Besatzung kommt angewackelt und alle freuen sich wie die Schnitzel als sie uns sehen. Der Besitzer fährt jedes Jahr ein Stückchen weiter, lagert sein Fahrzeug wieder ein und reiste so die letzten Jahr Step by Step durch den Balkan, Griechenland und in die Türkei und das alles offen und immer wieder mit Freunden, die er am Flughafen einsammelt und wieder absetzt. Auch ein spannendes Reisemodell. Wir erleben gemeinsam einen schönen Strandtag, ein leckeres Essen in unserm Potje [sprich: pottki] = (gusseisener Topf mit 3 Beinen, den man ursprünglicherweise auf die Glut einer offenen Feuerstelle stellt) und schließen mit einem Drink an der Bar ab. Fazit: Toller Strand, leider viele Wespen aber auf alle Fälle einen Halt wert.

Eine kleine Reise in die Geschichte Albaniens
Wir sind gerade mal ein paar Tage in Albanien und versuchen zu verstehen warum sich hier alles so entwickelt hat, warum so viele leerstehenden Häuser, Plattenbauten, alten Waffenfabriken und Bunker. Es ist wichtig zumindest einen kleinen Ausflug in die Geschichte Albaniens zu machen um die Menschen und die Entwicklung besser zu verstehen. Viele, mit denen wir vor unserer Reise gesprochen haben, verbinden das Land mit Begriffen wie Gefahr, Drogen und Kosovo-Krieg. Die Meisten aber wissen nicht einmal wo es auf der Landkarte zu finden ist, geschweige denn wie die Menschen dort leben, dass es ein aufstrebendes  Land ist in dem die Menschen Ziele und Visionen haben, jedoch Jahrzehnte keine Möglichkeit hatten diese auszuleben.

Albanien war von jeher Auseinandersetzungen zwischen unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen ausgesetzt. Im 6. Jahrhundert v. Chr. stoßen die Griechen auf das von Illyrern besiedelte Albanien. Sie gründen Butrint, Durres und Lezha, die griechische Sprache und Kultur wird teilweise übernommen. Die Stadtkulturen blühten unter König Glaukias zum ersten illyrischen Großreich auf. Ich will nicht zu weit ausholen und springe ins Mittelalter. Die Bulgaren weiteten ihr Großreich bis zur Adria aus und unterwarfen zuerst die Slawen und dann die albanische Bevölkerung. Im 12. Und 13. Jahrhundert wurde Albanien zu einem wichtigen Stützpunkt der Kreuzfahrer auf dem Weg nach Jerusalem. Im 14. Jahrhundert expandieren die Serben als neue Macht in Richtung Westen, von Norden kamen die Venezianer und besetzten die Albanische Küste bis nach Butrint. Im 15. Jahrhundert griffen die Türken die venezianischen und albanischen Burgen an. In dieser Zeit gelang es dem bis heute verehrten Volksheld Skanderberg, die albanischen Stämme zu einigen und den Vormarsch 25 Jahre lang aufzuhalten. Als der Held 1468 starb war das Land vom jahrzehntelangen Wiederstand ausgeblutet, die Bevölkerung dezimiert und große Landesteile verwüstet. Albanien wurde auch wie die übrigen heutigen Balkanstaaten in das osmanische Großreich eingegliedert. Alle Landesteile von den Türken politisch und wirtschaftlich kontolliert und sukzessive islamisiert, bis auf den Norden und die Region um Skodra, die immer noch katholisch blieben. Die schlechten Lebensbedingungen hatten über Jahre große Fluchtwellen nach Italien zur Folge. Erst im 17./18. Jahrhundert hatte sich das Land soweit erholt, daß in den Städten ein wirtschaftlicher und auch kultureller Aufschwung in Gang kam. 1912 wurde Albanien für kurze Zeit als „unabhäng“ erklärt. Die demokratischen Bemühungen wurden aber schnell von der Herrschaft König Zugus I. niedergeschlagen, dann kam Mussolinie, der 1939 das Land besetzte. 1944 wurde Albanien befreit.

Eine lange Periode der Diktatur folgte, wir fahren immer wieder an Bunkern vorbei, die auf den Sicherheitstick zeigen, der das Land Jahre abgeschottet hat. 200.000 Bunker sind in Albanien verteilt (https://de.wikipedia.org/wiki/Bunker_in_Albanien), der Herrscher wollte sicher vor Angreifern sein, die nie mehr kamen. in ganz Albanien ist der Wahnsinn des Diktators Enver Hoxha zu spüren, der von 1946 bis 1985 Einfluss auf das Leben und die Geschichte vieler Menschen in Albanien hatte. Hier eine kurze Zusammenfassung seiner großen Taten: 1950 – Proklamation Albaniens zum Arbeiter und Bauernstaat, Enteignung der Grundbesitzer, Abbruch der diplomatischen Beziehungen zur UdSSr, Religionsverbot (Albanien wird der erste atheistische Staat der Welt) – politische „Säuberungsmaßnahmen“, Austritt aus dem Warschauer Pakt, Abbruch der diplomatischen Beziehungen zu China, angeblicher Selbstmord von Ministerpräsidenten Mehmet Shehu. 1985 Starb Hoxha an einem Herzinfarkt und hinterließ ein Land das von den Nachbarländern und der ganzen Welt über Jahre abgeschnitten war.

1989 begann der politische Umbruch durch antikommunistische Studentendemonstra-tionen, 6000 Albaner flüchten in ausländische Botschaften. 1991 flüchten 10.000 Menschen mit einem Frachter von Vlora nach Bari. Dann der Kosovo-Krieg 1998/99, 450.000 Kosovo-Flüchtlinge erreichen Albanien.

Seit einigen Jahren ist Albanien im Wandel, das Land wird aufgebaut und von der EU und UN unterstützt. Viele Flüchtlinge kehren zurück und nehmen den Westlichen Einfluss mit um ein schönes, friedliches Albanien zu schaffen. Der Tourismuss nimmt mehr und mehr zu und man versucht schöne Orte zu schaffen. Nicht leicht, die Müllentsorgung lässt zu wünschen übrig, nur in Großstädten gibt es eine Müllabfuhr, oft werden die Abfälle in Löcher geschmissen und zugegraben oder einfach verbrannt. Entsprechend werden vom Meer ganze Müllberge an die Strände gespült. Die Menschen werfen ihre mitgebrachten Sachen einfach in die Wiese oder lassen sie liegen. Ähnlich verhält es sich mit Wasser und Strom. Während des Kommunismus musste man dafür nicht bezahlen. Das Wasser wird einfach laufen gelassen. Wir treffen viele Albaner, besonders in den touristischen Regionen, die ihre Natur und ihr Land lieben, wir erzählen ihnen von Beach-Cleaning-Aktionen in Frankreich, Portugal und Spanien, von Surfern auf der ganzen Welt, die immer eine Mülltüte dabei haben wenn sie an den Stand gehen. So haben wir auch hier angefangen zusammen mit den Albanern das wohl erste offizielle Beachcleaning zu starten. Mal sehen ob es fruchtet – es scheint wie ein Tropfen auf den heissen Stein, aber wer weiss.

Weg vom historischen und wirtschaftlichen Ausflug – weiter zu unseren Reiseetappen.

Am 23.8. verlassen wir Kapi i Rhodonit, die Reise geht weiter nach Berat. Wir sind in Mittelalbanien angekommen. Die Altstadt mit über 2.400 Jahren zählt zu den ältesten Städten Albaniens und wird auch „Stadt der tausend Fenster“ genannt. Die im osmanischen Stil geprägte Altstadt ist auf alle Fälle einen Stop wert. Nach einer Stärkung mit griechischen Köstlichkeiten (Speck ummantelte Schweinefilets, lecker Salat und Eis) besichtigen wir die Burg Kalaja e Beratit.
Wir sind beeindruckt von der großen Anlage, in der noch heute Menschen in steingemauerten Häusern wohnen und arbeiten. Wir schlendern durch die alten Gewölbe, Mauerreste und engen Gassen und tuckeln nach zwei Stunde weiter.

Die vielen Menschen und die Stadthektik lassen wir nach einem Einkaufsstopp hinter uns um einen schönen, ruhigen Ort zum relaxen zu suchen. Unser Weg führt nach Corovoda wo angeblich ein Wasserfall und der Osum Canyon auf uns warten. Wir fahren durch Polican an Waffenfabriken und Plattenbauten vorbei, nach Corovoda wo uns große Fabriken und ein dreckiges Flussbett erwarten. Unser Lied „Albanien, Albanien“ das wir immer singen wenn uns langsam die Verzweiflung überkommt macht die Landschaft auch nicht schöner. In Corovoda kaufen wir uns einen Vodafon-Karte um eine bessere Internetverbindung zu haben. Mike wird im Vodafon-Laden ermutigt noch weiter zum Osum-Canyon zu fahren. Gesagt, getan stehen wir 5 Min. später wieder am Dorfplatz, das mit den Albanischen Umleitungen ist nicht so unser Ding. Das geleiche nochmal und die Dorfbewohner leiten uns lächelnd und winkend in die richtige Richtung.

Eine halbe Stunde später stehen wir in einem Flussbett mitten im Canyon an einem Tollen Platz. Wir bleiben 2 Nächte, springen ins Wasser, gönnen uns eine Schlammkur und fühlen uns richtig wohl.

Mike will weiter nach Girokaster und hat die Route dazu schon im Kopf, er meint es ist ein Katzensprung hat aber vergessen dass wir uns in Albanien befinden. Ein schöner Offroad-Track führt uns hoch in die Berge, es schunkelt und schaukelt und wir machen eine der Touren, die in unserem Offroad Guide beschrieben sind.

Hoch oben auf dem Pass kommen wir zu einer netten Hütte und gönnen uns eine Pause. Wir werden mit frischen Ausgezogenen mit Honig, einem Riesen Salat und Getränken verwöhnt. Im Gästebuch entdecken wir bekannt Namen, Die Kats waren vor 4 Tagen hier, die Pistenkuh und etliche andere bekannte Offroad-Trucks haben diese Route bereits eingeschlagen. Wir amüsieren uns sehr über die Speisen- und Getränketafel, den dort angepriesenen „Wait Weyn“ probieren wir dann das nächste Mal.

Nach schunkeln und schaukeln kommen wir wieder auf der Teerstraße an. Die Tour über die Berge hat ca. 3 h mit Pause gedauert – es war jede Minute wert.

Schnell erreichen wir unser nächstes Ziel – die Stadt Gjirokastra. Der Weg führt über zahreiche Brücken am glasklaren Fluss/Kanal entlang, der aus dem Blue Eye, einer tiefen Quelle nach Jogucat entspringt.

Nach endloser Suche erreichen wir den Campingplatz (www.camping-gjirokastra.com), ein Haus mit 4 Stellplätzen, erst seit 2 Wochen geöffnet. Die Inhaberin heisst uns herzlich Willkommen, zeigt uns stolz das wirklich tolle Bad und die Toiletten, das super gepflege Gelände. Wir beseitigen das Chaos in der Kabine, wenn man die Kistensicherung vergisst muss man danach eben aufräumen und die Nudeln aus dem Teppich kehren – aber kaputt gegangen ist bis jetzt trotz wilder Fahrten noch nichts! Neben uns parkt ein weiterer Gast, bzw. ein junges Pärchen – Roxana und Adrian mit deren Kindern, Sie kommen mit ihrer ausgebauten Mercedes 310 Feuerwehr aus Rumänien und wir fühlen uns gleich als Team. Mit 2 Taxis geht es in die Stadt und wir verbringen einen netten Abend bei ein paar Bier und nicht gerade kulinarischen Highlights. Dafür sind die Geschichten und Storys um so spannender und wir beschließen am nächsten Tag gemeinsam weiterzufahren. Wir starten mit einer weiteren Stadtbesichtigung in Gjirocastra, trinken einen Espresso in der wirklich tollen Altstadt mit einem türkischen Basar, kleinen Ladengeschäften und einer Moschee und besichtigen die Burg. 2005 zum UNESCO-Weltkulturerbe ausgezeichnet wirkt die steinerne Zitadelle fast bedrohlich. Die Festung überragt die Stadt und öffnet einen tollen Blick an den Bergketten entlang über die weiten Ebenen. Der Diktator Enver Hoxha erklärte seine Geburtsstadt 1961 zur Museumsstadt, ihm haben wir dann doch zu verdanken dass dieses Städtchen so gut erhalten ist.

Der Tag ist straff durchgeplant. Nächster Kultur-Stopp, das ca. 2h entfernte Butrint (www.butrint.com) an der Riviera-Küste. Ein Muss für jeden Albanien-Trip. Die Straße an der Küste nach Butrint ist mit Urlaubshotels zugepflastert, an den Stränden Schirm an Schirm, im Wasser Jetski, Motorboote, etc.

Es ist richtig viel los, bis wir den Nationalpark mit Fjorden und vorgelagerten Inseln erreichen, die unter Naturschutz stehen. Lediglich Muschelbanken und Fischer sind hier im Wasser zu finden, sonst Ruhe und ewige Weite.

Der Butrint-Nationalpark ist einer der bedeutensten, archäologischen Stätten im Mittelmeerraum. Durch die Siedlungsvielfalt findet man dort eine große Anzahl griechischer, römischer, byzantinischer, venezianischer und osmanischer Überreste. Seit 1992 auf der Liste des Weltkulturerbes. Dieser Ort ist seit mindestens 20.000 Jahren besiedelt, und man kann in 2-3 Stunden bequem durch den schattigen Park wandern. Sogar Sophia und Fiona waren von den vielen, gut erhaltenden Säulen und antiken Gebäuden begeistert.

Wir stärken uns im Restaurant beim Nationalpark, die Kinder sind von einem kleinen Kätzchen und Welpen hingerissen, wir genießen Linguini Scampi und Salat. Zügig geht es weiter zu einem Traumstrand. Adrians Freund hat ihm davon berichtet, es ist der schönste Strand an der Rivieraküste. In zweieinhalb Stunden müssten wir es schaffen, es ist schon spät und die Zeit rennt, wir müssen vor dem Dunkel werden ankommen. Um etwas schneller zu sein nehmen wir die Fähre beim Park. Ein Floß mit Holzplanken bringt unsere Maggy über den Fluss, ein wirkliches Ereignis. Wir sind am südlichsten Punkt unserer Reise angekommen, nur noch 5 km, dann wären wir in Griechenland. Für uns ist es der Wendepunkt.

Bei Dämmerung und Sonnenuntergang fahren wir die wunderschöne Küstenstraße entlang. Ziegen, Esel und Schweine lassen uns immer wieder bremsen, aber auch die egoistischen Albaner, die halsbrecherische Überholmanöver wagen, lassen uns immer wieder den Kopf schütteln. Eigentlich seltsam dass wir noch keinen einzigen Unfall gesehen haben. Dank Adrians Funkgeräte bleiben wir in Kontakt. Meggy ist etwas laut, ich kann nur Fetzen durch das Funkgerät verstehen. Die Rumänen sind schon auf dem Weg nach unten zum Traumstrand.

Die Abfahrt beginnt auf einer schmalen, geteerten Straße, ganz anders als wir erwartet hatten. Wir landen auf einem große Parkplatz, noch einmal haben wir Funkkontakt, Adrian meint, der erste Teil der Straße ist ausgewaschen und schwer befahrbar, aber es ist möglich. Wir wagen es, ohne uns vorher ein eigenes Bild gemacht zu haben. Die „Straße“ oder besser, der steinige, ausgewaschene Bergweg erweist sich als Mutprobe und Eignungstest für unseren 7 Meter langen Magirus. Wir schalten den großen Strahler auf dem Dach an und haben perfekte Sicht auf den durchfurchten Steinweg. Es ist die anspruchsvollste Fahrt unserer bisherigen Tour. Wir schwitzen und bewältigen die 1,4 km Strecke in einer halben Stunde, ganz langsam und konzentriert. Unten angekommen landen wir an einem tollen Stand. Es ist zwar schon dunkel, aber die kleine Strandhütte und die netten Menschen darin heißen uns herzlich willkommen. Jetzt steht nur noch eine Entscheidung an, schaffen wir es durch den schrägen Olivenbaum zum Camp-Ground oder nicht? Leider nein, wir müssen wieder 20 m retour was uns eine Stunde Zeit kostet, links und rechts nur Baum, Büsche und keine Sicht. Die Kommunikation funktioniert dann endlich als alle Navigatoren auf dem Boden liegen und sich Zeichen unter der Maggy geben. Die Nerven liegen Blank aber wir können wenden und dürfen nahe der Bar übernachten. Nach ein paar Bier und ein paar gebratenen Kartoffeln und Würstel geht es schon etwas besser. Mike gibt Adrina den Titel „Offroad Dracul“ und wir nehmen die Situation mit Ironie hin.

Die Nacht wird allerdings unruhig, wir sind an einem Traumstrand gelandet, aber die einzige Möglichkeit einen schönen Stellplatz zu bekommen ist entweder den Olivenbaum klein zu sägen oder über den Strand zu fahren. Nach der schlaflosen Nacht, einem erfrischendem Bad im Meer und einem leckerem Frühstück von den beiden Holzhütten-Omis, beschließen wir wieder nach oben zu fahren. Manchmal hilft der traumhafteste Stand nichts wenn man den Kopf nicht frei hat. Adrian wandert mit dem Funkgerät hoch und hält uns die Straße frei. Ein entgegenkommendes Fahrzeug würde uns das Hochfahren unmöglich machen. In zwanzig Minuten ist der Spaß vorbei und wir sind oben. Wir entfernen die hängengebliebenen Äste und prüfen die Reifen. Alles heil, die Suche nach einem neuen Strand kann beginnen. Wir verabschieden uns von dem Rumänen und versichern uns dass wir uns wieder sehen.

Es folgen einige Strände, die uns gar nicht zusagen – viele Touristen, Sonnenschirme, Liegen, volle Parkplätze und schreckliche Hotelanlagen. Wir landen mitten einem Konvoi mit Staatkarossen und landen schließlich an dem letzten Strand bevor uns die Passstraße wieder über die Berge führt. Am Palas Beach werden wir in den Parkplatz gewunken.

Nicht gerade ein Traumstrand mit seiner riesigen, im Bau befindlichen, Anlage im Rücken, außerdem ein beschirmter Strandabschnitt am Anderen. Eine riesen Disco und jede Menge Bars. Aber noch kein fest gemauertes Gebäude außer einer Toilette. Wir beschließen erst einmal ins Meer zu springen. Die Mieterin des Parkplatzes spricht sehr gut deutsch und ihr Vater gut italienisch. Wir können uns also ohne Probleme verständigen. Später stellt sicher heraus, dass sie den Platz gepachtet hat, ihr Deutsch nur aus dem Fernsehen und einem Buch gelernt hat und alles dafür tut den Müll vom Strand zu schaffen. Der Platz kostet uns 5 Euro am Tag, zwei Strandliegen kosten 500 Lek (3,60 Euro). Wir schwimmen und schnorcheln im türkisblauen Wasser und genießen die relaxte Stimmung. Gegen Mittag gehen wir einen Pizza essen und erkunden die Bucht.

Wir werden auf ein Magirus Offroad-Mobil in dunkelgrün aufmerksam, das neugierig einen geeigneten Platz zur Bleibe sucht und auf uns aufmerksam wird. Natürlich gehen Gleichgesinnte sofort aufeinander zu und schließlich verbringen wir noch zwei tolle Tage mit den http://www.6westfalen.de, Jochen, Judith, Marie, Ruben, Lea und Hannah, die für ein Jahr in Richtung Südafrika unterwegs sind. Die Männer tauschen und eifrig über alle technischen Details der Fahrzeuge aus. Die Frauen über ihre Position als Chef-Navigator und „Mann“ für alle Fälle, die Kinder rotten sich sehr schnell zusammen und verbringen die meiste Zeit im und am Meer. Abends gibt es in einem der Strandrestaurants sehr leckere Doraden, danach ein Lagerfeuer mit selbst gebackenem Brot aus dem Potje, ein erster Versuch auf den wir neugierig waren. Am nächsten Morgen leckes, selbst gebackenes Walnussbrot, laut Judith zwar noch verbesserungswürdig – trotzdem lecker: hier ein Tipp, den ich dazu nachträglich gefunden habe:

Tipp: Brotbacken am Lagerfeuer – unser erster Versuche war verbesserungswürdig. Man kann den Potje nicht einfach in die Glut stellen ohne ein Anbrennen zu riskieren. Der Durchbruch kam bei uns erst als wir ein Loch neben dem Feuer gruben, den Potje hineinstellten und dann rundherum Holzkohle hineinschaufelten. Das selbstgehend Mehl ist eher ein Flop. Besser normales Mehl und Trockenhefe in Bier gemischt zusetzen. Für 500g Mehl, ein Päckchen Hefe und 250 – 300ml Bier. 1TL Zucker und 1 TL Salz nicht vergessen. Das Brot braucht dann etwa 50Min. und ist sehr lecker.

Wir trennen uns schweren Herzens, wünschen den Westfalen noch eine gute Reise, etwas neidvoll, gerne hätten wir auch noch mehr Zeit zu reisen und die Welt zu entdecken.

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Am 1. September um 10.30 Uhr geht es weiter zum Lake Shkrodra Resort, eine große Etappe liegt vor uns, die wir in einem Schwung bewältigen wollen. Nach einer langen Mittagspause erreichen wir gegen 18.00 Uhr den größten See in der Balkanregion, er ist teils Albanisch, und teils gehört er zu Montenegro. Das Resort wurde uns von mehreren Seiten empfohlen und wir sind erstaunt wie toll hier alles organisiert ist, wie sauber und schön die Anlage ist. Wir treffen auf unsere Rumänen, die uns schon freudig erwarten. Im Restaurant tauschen wir unsere letzten Erfahrungen aus. Am nächste Tag wird Wäsche gewaschen, geangelt und gechillt, wir fangen elf kleine Fische die wir am Abend auf den Grill schmeißen. Mike und Maggy haben Auszeit – alle sind glücklich. Sophia wird von einer Wasserschlange mit einem ca. 10 cm langen Barsch im Maul am Bein gestreift, woraufhin das Baden im See für uns nicht ganz entspannt ist. Der Artenreichtum der Tiere ist sehr präsent.

Am nächsten Tag erreichen uns Patrick und Nickl mit Sabine und ihrem Sohn Emil, wir waren immer in Kontakt über die Balkan Drivers Group, eine Whats-App-Gruppe, die sich über den ganzen Sommer gute Tipps und Ratschläge zugespielt hat. Es gibt viel zu erzählen und wir genießen 2 gemeinsame Tage am See.

Am 4. September verlassen wir gemeinsam mit den Nickels und ihrem Rundhauber Susi Albanien und werden an der Grenze in Hani i Hotit von neugierigen Grenzbeamten zur Seite gewunken. Bei jedem Grenzübergang auf der gesamten Rückreise müssen wir anhalten, das Procedere ist immer das Gleiche, wir sollen die Rolltore auf der Fahrerseite öffnen, da diese fest verschlossen und verbaut sind führen wir die Beamten auf die gegenüberliegende Seite, öffnen das Rolltor. Das große Fragezeichen über den Köpfen der Beamte löst sich auf „aah, Camping!“. Als dann noch Fiona in Position geht und die Türe vom WC-Häuschen öffnet wird gelacht und wir dürfen mit guten Reisewünschen des Weges ziehen. Also kein Problem an den Grenzen, wir hatten aber auch nichts zu befürchten – alles legal! Dafür sind wir sehr erstaunt als beim Warten die Grenzziege Josephine ständig meckernd von Albanien nach Montenegro läuft und ihr keiner Aufmerksamkeit schenkt.

Die Reise geht an der Küste entlang, Montenegro hat viel für Touristen zu bieten, von 5-Sterne-Hotel-Resourts über zugebaute Küsten. Wir erreichen die Bucht von Kotor und schlängeln uns die enge Küstenstraße entlang bis zum Autocamp Naluca http://www.campnaluka.com – hier an der Küste ist es nicht so überfüllt, einfach kein Platz für Hotelbunker – Gott sei Dank. Weiter geht es bis zum Camppingplatz am anderen Ende der Bucht. Vorreservieren war nötig, hier gibt es nur wenige Plätze. Wir parken, springen noch ins Meer und genießen den Abend in einem netten kleinen Restaurant.


Am nächsten Tag geht es mit dem Bus nach Kotor, noch vor den Touristenmassen haben wir um 8.30 Uhr die wunderschöne alte Stadt für uns. Die große historische Anlage ist umringt von einer Stadtmauer, die sich bis auf den Weg zu den am Berghang gelegenen Kirchen und Türmen zieht.

Ein Cappuccino in einem Cafe in den engen Gassen und ein paar nette Shops mit Handwerkskunst versüßen uns den Vormittag. Wir beobachten einen Kater mit viel zu kurzen Beinen, den nächsten mit Schnurrbart und viele eifrige Geschäftsleute die sich auf den Touristen-Ansturm vorbereiten. Um 10.00 Uhr ist die Stadt voll von Kreuzfahrt und Tagesausflüglern. Schnell noch ein Eis zum Frühstück und raus aus dem Rummel suchen wir nach einer alternativen Rückfahrtmöglichkeit. Wir werden schnell fündig und dürfen eine Etappe mit einem Touri-Boot mitfahren. Der Kapitän liefert uns vier an unserem Camping-Steg ab, nachdem er seine Gäste auf der kleinen Insel-Attraktion rausgeschmissen hat. Eine Privat-Tour auf der wir auch noch die Sea-Cloude zu Gesicht bekommen haben.

Weiter zur nächsten Stadtbesichtigung, heute Nachmittag soll es regnen und es zieht uns nach Mostar zur Stari Most, der Brücke über die Neretva, dem Wahrzeichen der größten Stadt der Herzegovina. Die Fahrt führt uns über die Berge in karge, einsame Landschaften. Rote Schilder mit Totenköpfen am Straßenrand warnen vor Landmienen, hier sind die Spuren des Bosnien-Krieges noch sehr präsent. Leerstehende Häuser, zerstörte Kirchen und Flurschäden. Fruchtbares Land, das aber nur teilweise wieder genutzt wird. Die Straße ist durch den Regen wie mit Schmierseife, wir fahren wie auf Eiern nach Mostar. Bei strömendem Regen erreichen wir den Parkplatz nahe der berühmten Brücke die im Krieg völlig zerstört wurde. Ein Parkwächter winkt uns in seinen Innenhof, wir sitzen fest. Mir kommt es gleich wie ein Nap vor und meine Warnleuchten gehen an. Patrick hat uns von einem großen Parkplatz mit direktem Blick auf die Brücke erzählt, jetzt sind wir von 3m hohen Mauern umgeben und kommen nicht vor und nicht zurück. Nach kurzem Wortgefecht einigen wir uns auf 25 Euro und haben eine Toilette, einen sicheren Platz und bekommen auch noch eine dicke Tomate und einen Stadtplan geschenkt. In Mützen und Regenjacken stapfen wir los in die seit 2004 restaurierte Altstadt von Mostar. Es ist eine Schande, dass so schöne Orte im Krieg ohne Sinn und Verstand zerstört werden. https://de.wikipedia.org/wiki/Mostar

Im Dunklen finden wir ein nettes, familiengeführtes Restaurant und essen fantastische Chivapchichi, Spieße und trinken dazu Mostar-Bier. Die Wirtin schließt Fiona und Sophia ins Herz, wir verabschieden uns wie alte Freunde.

Am nächsten Tag scheint die Sonne und schnell stellt sich heraus dass der empfohlene Parkplatz einem modernen Hotel weichen musste. Auf der Brücke schauen wir noch einmal auf das türkisblaue Wasser in die Tiefe, hier wird jedes Jahr der Red Bull Cliff Diving Bosnia Event ausgetragen, das wäre mal einen extra Besuch wert. Wir schlendern noch einmal durch die engen Gassen, die mit netten Läden geschmückt sind, die von ebenso netten Menschen geführt werden und kaufen noch ein paar genauso nette Souveniers. Die Waren sind handgemachte, gestickt, gehäkelt, gedengelt oder nett verziert. Die Menschen sind trotz der vielen Touristen, die hier täglich aus aller Welt anreisen, sehr freundlich und erinnern sich auch noch am nächsten Tag dass man ein kleines Armband für 2 Euro gekauft hat, ein alternatives junges Leben in einer aufstrebenden, sehr schönen Stadt.

Der Professor mit der Balkan Drivers Group warten schon in Kroatien auf uns. Per Anruf wurden wir auf ein gemeinsames Dorade- und Muschelessen festgenagelt. Die Kravica Wasserfälle lassen wir uns aber trotzdem nicht entgehen. Hier hat auch schon Winnetou gebadet. https://de.wikipedia.org/wiki/Kravica

Nach einer Abkühlung im eiskalten Wasser werfen wir noch einen letzten Blick auf die Wassermassen, die sich über grüne Gräser, Büsche und Felsen in die Tiefe stürzen. Im kristallklaren Wasser entdecken wir Wasserschlangen und Fische. Ein lohnender Zwischenstopp auf dem Weg ins nächste Land. Kroatien, das schroffste, felsigste Land das ich kenne, mit seinen perfekten Autobahnen und überfüllten Ferienorten. Es ist langweilig auf den Straßen, wir vermissen die entgegenkommenden Autos auf dem Standtreifen, die Schafe und Esel am Straßenrand und kein einziger Fußgänger ist auf der Autobahn zu sehen. Nach drei Stunden kommen wir am angepriesenen Campingplatz „Romantica“ an.

Bekannter Platzwart „der Professor“ ist streng beim einweisen, dafür der Empfang unserer Allrad-Freunde umso herzlicher. Ein lustiger Abend mit reichlich Muscheln, Dorade und dem scheußlichsten Weißwein, den wir je getrunken haben, nebst bunten Persönlichkeiten aus dem Camping-Szene lassen auch diesen Ort unvergesslich werden. Ein kleines Gelage an der Maggy-Bar, inklusive einer sagenhaften Brillen-Fotosession runden den letzten gemeinsamen Abend ab.

Der Wind bläst uns schnell nach Slowenien in den Triglav Nationalpark. Die letzte Etappe unserer Reise von 7. Bis 9. September verbringen wir am Bohinj Lake auf dem Campingplatz. http://www.camp-bohinj.si/de.html

Nach sieben Stunden fahrt ist man durch, auch wenn es noch so schön war, Maggy ist laut, es rumpelt und man ist einfach lange unterwegs und hat irgendwann keinen Bock mehr. Aber genau dann heißt es erstens den Platz zu finden, zweitens einen guten Stellplatz. Hier verhält es sich wie bei einer Wohnungssuche, nur im Kleinformat. Einen Garten oder Balkon soll sie haben, ein großes Bad, Restaurants und Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe, zentral aber auch Naturnah. Eben die eierlegende Wollmilchsau. In diesem Fall entscheiden wir uns für die 2. Reihe. Vor uns ein Pärchen, mit 3 Kindern und einem Unimog (Mockl) aus Starnberg. Nach einer Stärkung und einer traumt erholsamen Nacht schließen wir uns mit den neuen Nachbarn zu einer Wanderung zusammen, man fühlt sich gleich verbunden und wir verbringen 2 schöne Tage miteinander. Nach einem letzen Grillen und Potje-Essen trennen sich unsere Wege am nächsten Morgen in Richtung Österreich.

Wir landen in Westendorf um Maggy unsere Hütte zu zeigen und natürlich um meinen Eltern einen Besuch abzustatten. Die Geschichten von unserer Balkan-Reise und die vielen Bilder lassen uns noch einmal alles Revue passieren. Es waren tolle vier Wochen, eine Zeit, die uns mehr mit unserem Fahrzeug zusammen geschweißt hat. Die uns gezeigt hat, dass diese Art zu Reisen auf alle Fälle eine gute Alternative für die Zukunft ist und uns Spaß macht. Es gibt uns die Freiheit einfach weiter zu fahren, wann und wohin wir wollen.

Danke für die tolle Zeit!